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Jo Meder
17. April 2025

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Jo Meder

In jener mondlosen Nacht, als die Nebel wie lebendige Schleier durch das verlassene Moor krochen, wagte ich mich in das zerfallene Anwesen der Familie Elthorpe. Die Dorfbewohner hatten mich gewarnt, mit jenen stummen Blicken, in denen Furcht und uralte Überlieferung gleichsam eingekerkert waren. Doch getrieben von einer Neugier, die mehr Fluch als Tugend war, trat ich über die morsch gewordene Schwelle. Der Geruch von Moder und längst vergangener Zeit erfüllte die Luft, als ob die Wände selbst ein vergessener Altar für etwas Fremdartiges und Unbenennbares seien.

Je tiefer ich in das Gemäuer vordrang, desto mehr schien sich die Geometrie des Hauses zu verschieben, als gehorche sie Gesetzen, die nicht dieser Welt entstammen. Türen führten in Räume, die nicht hätten existieren dürfen, und in den Schatten bewegte sich etwas – nicht sichtbar, aber spürbar wie ein kalter Finger, der den Verstand streifte. Dann entdeckte ich die Schriftrolle – ein Bündel aus pergamentartiger Haut, beschrieben mit Glyphen, die sich dem Blick zu entziehen schienen. Die Worte, wenn es denn solche waren, flüsterten mir zu, obwohl kein Laut den Raum durchdrang.

Als ich schließlich las, oder vielmehr fühlte, was dort stand, öffnete sich in meinem Geist ein Abgrund. Ich sah Dinge – nicht mit meinen Augen, sondern mit einer Wahrnehmung, die jenseits des Menschlichen lag. Städte unter dem Eis ferner Monde, Kreaturen, deren bloße Existenz die Seele zersetzt, und einen Namen, älter als die Sterne: Nyog'Sotha, der Träumer zwischen den Dimensionen. Ich weiß nicht, wie ich entkam – oder ob ich es überhaupt tat. Denn seither höre ich das Wispern in den Nächten, wenn die Dunkelheit am dichtesten ist, und mein Spiegelbild lächelt zuweilen mit einem Ausdruck, der nicht der meine ist.

 
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In jener mondlosen Nacht, als die Nebel wie lebendige Schleier durch das verlassene Moor krochen, wagte ich mich in das zerfallene Anwesen der Familie Elthorpe. Die Dorfbewohner hatten mich gewarnt, mit jenen stummen Blicken, in denen Furcht und uralte Überlieferung gleichsam eingekerkert waren. Doch getrieben von einer Neugier, die mehr Fluch als Tugend war, trat ich über die morsch gewordene Schwelle. Der Geruch von Moder und längst vergangener Zeit erfüllte die Luft, als ob die Wände selbst ein vergessener Altar für etwas Fremdartiges und Unbenennbares seien.

Je tiefer ich in das Gemäuer vordrang, desto mehr schien sich die Geometrie des Hauses zu verschieben, als gehorche sie Gesetzen, die nicht dieser Welt entstammen. Türen führten in Räume, die nicht hätten existieren dürfen, und in den Schatten bewegte sich etwas – nicht sichtbar, aber spürbar wie ein kalter Finger, der den Verstand streifte. Dann entdeckte ich die Schriftrolle – ein Bündel aus pergamentartiger Haut, beschrieben mit Glyphen, die sich dem Blick zu entziehen schienen. Die Worte, wenn es denn solche waren, flüsterten mir zu, obwohl kein Laut den Raum durchdrang.

Als ich schließlich las, oder vielmehr fühlte, was dort stand, öffnete sich in meinem Geist ein Abgrund. Ich sah Dinge – nicht mit meinen Augen, sondern mit einer Wahrnehmung, die jenseits des Menschlichen lag. Städte unter dem Eis ferner Monde, Kreaturen, deren bloße Existenz die Seele zersetzt, und einen Namen, älter als die Sterne: Nyog'Sotha, der Träumer zwischen den Dimensionen. Ich weiß nicht, wie ich entkam – oder ob ich es überhaupt tat. Denn seither höre ich das Wispern in den Nächten, wenn die Dunkelheit am dichtesten ist, und mein Spiegelbild lächelt zuweilen mit einem Ausdruck, der nicht der meine ist.

 
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